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PRESSESTIMMEN
REAKTIONEN

Kronach - Bravorufe für eine packende Tragödie

Die Theatergastspiele Fürth brachten Stefan Zweigs Roman "Ungeduld des Herzens" auf die Bühne. Die Kronacher Zuschauer zeigten sich tief beeindruckt.

Der Roman "Ungeduld des Herzens" (1938) ist ein fesselndes Beispiel für Stefan Zweigs Fähigkeit, charakteristische Seelenlagen des modernen Menschen exemplarisch darzustellen und mit Hilfe der Psychoanalyse verborgenste Regungen des Herzens und dunkelste Hintergründe der Seele unter der Oberfläche eines gutbürgerlichen Daseins aufzuspüren.

Der Schriftsteller und Dramaturg Thomas Jonigk hat den Roman des österreichischen Schriftstellers kommentiert und feinsinnig als Kammerspiel umgesetzt, das Intendant und Regisseur Thomas Rohmer für seine Theatergastspiele Fürth ebenso kongenial und feinnervig auf die Bühne brachte. Neben der Regie und Bearbeitung des Schauspiels zeichnet Thomas Rohmer auch für das Ensemble, die Kostüme und das multimediale Bühnenbild verantwortlich, was der Aufführung einen geschlossenen. runden Spannungsbogen verleiht. Das Publikum des Kreiskulturrings war von der Vorstellung und der Menschenkenntnis Stefan Zweigs gefesselt und begeistert, was die Bravorufe nachhaltig bewies.

... Thomas Jonigk hat die tragische Seelendurchleuchtung dramaturgisch geschickt um eine neu hinzuerfundene Person, Frau Engelmayer (Gerda Steiner), bereichert. Sie ist das Google oder Wikipedia, das alles aus Vergangenheit und Zukunft zitieren kann. Sie bringt überraschende Wendungen - im Zeitraffer oder in Zeitlupe - durch zauberhaftes Fingerschnipsen in die unmöglichsten Situationen. Und sie kommentiert das tatsächliche Geschehen zwischen den Menschen ironisch bis zynisch und bringt damit eine magisch humorvolle Note in das bedrückende Geschehen.

Die sechs Schauspieler spielten so begeisternd, als ginge es um ihr eigenes Leben. Allen voran Julika Wagner als lebenslustige, aber hoffnungsverlorene schöne junge Frau. Ihr zur Seite stand der wankelmütige, aber liebesunfähige Leutnant mit einem zerrissenen Benjamin Krüger. Der verzweifelte Vater wurde von Giovanni Arvaneh ebenso authentisch gegeben, wie Maria Kempken die hübsche verspielte Gleichgültige darstellte. Auch Christopher Neris stand als Doktor Condor der Frau Engelmayer in deren Rolle Gerda Steiner faszinierte, und ihren allwissenden Zynismus in nichts nach.

Neue Presse Coburg, Peter Müller, 14.03.2023

 

Weilburg - Die zerstörerische Kraft des Mitleids

Exzellente Inszenierung und schauspielerische Leistung

.... Die Theatergastspiele Fürth hatten mit "Ungeduld des Herzens" am 24. November 2021 in Ibbenbüren Premiere und wurden für die exzellente Inszenierung und hervorragenden schauspielerischen Leistungen mit Jubel und stehenden Ovationen belohnt. Seit dem 2. März befindet sich das Team von Intendant Thomas Rohmer, der auch für die Regie, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich ist, nun bis 6. April auf Wiederholungstournee. Zu erwähnen sei auch die hervorragende technische Leistung von Katharina Herzog.

Die außergewöhnliche Inszenierung fasziniert beispielsweise durch die Einfachheit der Bühnengestaltungin Kombination mit Filmsequenzen auf der weißen Leinwand an der Rückseite der Bühnenmitte: mal als Bilder einer Landschaft, eines Gebäudes oder Gartens, mal als bewegte Liebes- oder Tanzszene. Alles perfekt ineinander überfließend. Links und rechts im Vordergrund gibt es an der Seite einen Paravent mit dem Abbild einer nebligen Waldgebirgslandschaft, wovor sich gerade nicht am Geschehen Beteiligte auf einen Stuhl setzen und in Bewegungslosigkeit verharren.

Außergewöhnlich ist weiterhin die Collage von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ...

Rhein-Zeitung, Margit Bach, 15. März 2023

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Bad Salzuflen - Vom Heiratsantrag in die Katastrophe

... Unter der Regie von Thomas Rohmer werden menschliche Schwächen und Gefühle hier schonungslos seziert. Das Stück zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie eng Mitgefühl und Mitleid beieinander liegen und warum Mitleid wie Gift für den Menschen wirken kann. All dies vermittelt das bestens besetzte sechsköpfige Ensemble der Theatergastspiele Fürth. Benjamin Krüger spielt den zwischen Mitleid zu Edith und wahrer Liebe zu deren Cousine Ilona (Maria Kempken) sehr überzeugend. Julika Wagner glänzt in der Hauptrolle der zwischen Euphorie, inneren Zweifeln und Depressionen schwankenden Edith. Für erheiternde Lacher im ansonsten ernsten Stück sorgt Gerda Steiner in der Rolle der Haushälterin Frau Engelmayer mit köstlichem Mutterwitz. Zugleich ist diese Rolle ein wesentliches Element der originellen Dramaturgie. ... Element des reduzierten Bühnenbildes ist eine große Leinwand, auf der die Gefühlswelt der dargestellten Personen durch gelungene Videos übersetzt wird: ein belebendes Element in einer zeitlos ernsthaften Thematik.

LZ, Georg Kälble, 06.03.2023

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Kronach - Mitleid oder Liebe?

Die Theatergastspiele Fürth brachten eine hochdramatische Produktion nach einem Roman von Stefan Zweig auf die Bühne im Kreiskulturraum

"Ungeduld des Herzens" lautet der Titel des einzigen vollständigen Romans des österreichisch-britischen Autors Stefan Zweig. Der Stoff behandelt die Frage, was wahres Mitleid ist und wie schwierig es ist, wirklich zusammen mit einem anderen Menschen zu leiden. Die Geschichte war in der Fassung von Thomas Jonigk, inszeniert von Thomas Rohmer, im Kreiskulturraum zu sehen. 

Für die Bühnenbearbeitung von "Ungeduld des Herzens" hat Thomas Jonigk den Zweig-Roman behutsam bearbeitet und viele Dialoge übernommen. Er hat die Handlung aber auch verdichtet, indem er Charaktere gestrichen und einen neu erfunden hat. Dem Geist der Vorlage blieb er jedoch treu.

Die Handlung spielt im Jahr 1914, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als der junge Leutnant Hofmiller auf das Schloss von Lajos von Kekesfalva eingeladen wird. Dort trifft er dessen Tochter Edith und fordert sie zum Tanz auf, ohne zu wissen, dass diese teilweise gelähmt ist. Es ist ihm peinlich und er entschuldigt sich bei ihr. Es entwickelt sich eine Art Romanze, wobei er sich von ihr anhimmeln, aber auch beschimpfen lässt. Hofmiller entwickelt Mitleid für das Mädchen, verlobt sich sogar mit Edith, aber verleugnet dies öffentlich, so dass es zur Katastrophe kommt. 

Als kreativer Kopf der Inszenierung steht Thomas Rohmer, der nicht nur Leiter der Theatergastspiele Fürth ist, sondern auch in Personalunion für Regie, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnet. So wirkte der Abend wie aus einem Guss. Die Kostüme spiegelten einerseits das frühe 20. Jahrhundert wieder, nahmen aber teilweise auch Anleihen an die Mode der Gegenwart. Das Bühnenbild überzeugte mit schwarz-weiß gekacheltem Bühnenboden und einer zentralen Wand, die sehr stimmungsvolle Bild- und Videoprojektionen zeigt. Gerade bei Tournee-Produktionen Weden Videoprojektionen gerne eingesetzt, die oft billig und herkömmlich wirken. Nicht so beim Gastspiel in Kronach. So wurden auf der zentralen Wand einerseits sehr hochwertige und authentische Fotos gezeigt, die das Publikum in das Schloss Kekesfalva entführen. 

Die Videoeinspielungen waren überaus gekonnt in Szene gesetzt. So war Edith im Vordergrund auf einem barocken Stuhl sitzend und vom Tanzen träumend die "lahme Schöne", im Video auf der rückwärtigen Wand aber im Tanz versunken. Dieser Effekt war einfach genial.

Thomas Rohmer ließ seinen Akteuren viel Platz zur Rollengestaltung und -entfaltung. Besonders fiel hierbei Julika Wagner auf, die als Edith besser nicht hätte sein können. Großartig balancierte sie zwischen Ediths Gefühlen und Gefühlsausbrüchen, mal liebenswürdig und sympathisch, dann wieder störrisch und schrill. Weil Edith - abgesehen von wenigen Gehversuchen - nur einem Stuhl saß oder auf dem Boden lag, war die Herausforderung diesen Charakter besonders durch Mimik zu formen, was Wagner außerordentlich authentisch und emotional gelang.

Benjamin Krüger als Hofmiller brillierte als willenloser Getriebener zwischen soldatischem Drill und heftigen Gefühlen. Glaubwürdig spielte er die Zerrissenheit zwischen aufopferungsvollem Mitleid für Edith und ehrlicher Liebe für deren Cousine Ilona, der die fantastische Ilona Kempken ein starkes Profil verlieh.

In der Rolle der Hausdame Frau Engelmayer führte Gerda Steiner exzellent als eine Art Conférencier durch die Geschichte und spannte den Bogen bis zur heutigen Zeit. Selbst das Einstein-Zitat "Ich bin nicht sicher mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Steinen und Stöcken kämpfen" fand seinen passenden Platz. Christopher Neris gab einen energischen Doktor Condor und Giovanni Arvaneh mimte als Lajos von Kekesfalva eine alternde, langsam verzweifelnde Persönlichkeit von Format. 

"Gott sei Dank, ich brauch euch alle nicht. Ich werde schon selber fertig mit mir. Und wenn's nicht weitergeht, dann weiß ich schon, wie ich loskomme, von euch", sagt die egozentrische Heldin Edith.

Allein diese versteckte Drohung machte deutlich, welch ein mitreißender Stoff mit hochdramatischen Charakteren "Ungeduld des Herzens" ist. 

Nicht minder dramatisch wie der Roman ist auch die Bühnenfassung unter der Regie von Thomas Rohmer ausgefallen. Fesselnd von Anfang bis zum Schluss und definitiv sehenswert!

Die Leistung der Künstler wurde durch frenetischen Applaus des Kronacher Publikums belohnt.

Fränkischer Tag, Jürgen Jakob, 14.03.2023

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Ibbenbüren - Wahrheit ist eine bittere Medizin

Gesellschaftsdrama zieht Zuschauer in den Bann

Einen bewegenden und spannenden Theaterabend erlebten am Mittwoch etwa 160 Zuschauer im Bürgerhaus. Das hervorragende Ensemble der Theatergastspiele Fürth feierte in Ibbenbüren die Premiere einer Bühnenfassung des 1938 erschienenen Romans "Ungeduld des Herzens" von Stefan Zweig (1881-1942).

Der Regisseur und Theaterautor Thomas Jonigk hat die Dramatik der Romanvorlage in einem kammerspielartigen Bühnenstück eingefangen, das die Besucher von der ersten Minute an faszinierte. Mit der von ihm ersonnenen Figur der Frau Engelmayer (Adela Florow) hat er zudem ein Orakel eingefügt, dessen Vorhersagen und zynischen Kommentare von beklemmender Eindringlichkeit waren.

Zweig stellt die Tragödie des Einzelnen in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang.

Die Handlung spielt kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, bietet jedoch ausreichend Stoff zum Nachdenken über aktuelle welthistorische Entwicklungen.

Der junge Kavallerieoffizier Anton Hofmaler - von Benjamin Krüger brillant gespielt - wird zu einer Abendgesellschaft ins Schloss des Herrn Lajos von Kékesfalva (Giovanni Arvaneh) eingeladen. Im Überschwang begeht er einen folgenschweren Fehler, der nicht nur ihn ins Unglück stürzt. Er übersieht die Krücken hinter dem Stuhl der hübschen Tochter des Hauses (Anne-Catrin Märzke) und fordert sie zum Tanz auf. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Um seinen Fauxpas wiedergutzumachen, schickt er Edith Blumen und wird daraufhin zum Tee eingeladen. Er genießt die Aufmerksamkeit, merkt jedoch zu spät, dass die junge Frau sich ernsthaft in ihn verliebt hat. Ein Gutenachtkuss öffnet ihm die Augen. Bald verirrt er sich in seinen widerstreitenden Gefühlen, denn wahre Liebe kann er für den "reichen Krüppel" (Zweig) nicht empfinden. Doktor Condor, der Arzt des Mädchens (Christopher Neris) tadelt ihn für das "schwachmutige und sentimentale Mitleid, das eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist". Als Edith sich das Leben nimmt, flüchtet Hofmaler in den Krieg, um seine Schuld zu sühnen.

Die intensive Rollengestaltung und die großartige Sprachkultur der Schauspieler begeistern das Publikum, das atemlos dem Geschehen folgte.

Bestürzend waren die Szenen, in denen Edith sich mit Krücken durch den Raum quälte und hoffendes Glück in ihrem Gesicht aufschien, ehe sie schreiend wieder in ihre freudlose Existenz zurückfiel. Anne-Catrin Märzke spielte das wütende Aufbegehren mit großer Vehemenz und körperlicher Präsenz. Ihr Vater konnte die Verzweiflung über die geringen Heilungschancen nicht verbergen, während es seiner Nichte Ilona (Maria Kempken) gefiel, den feschen Leutnant heimlich zu verführen.

Regisseur Thomas Rohmer hat die einzelnen Szenen mit ideenreichen Regieeinfällen zu einem dichten Netz aus Mitleid, Schwäche, Schuldbewusstsein und Verantwortung verwoben. Durch die grandiosen Filme im Hintergrund wurde ein Bühnenbild fast völlig verzichtbar. Die fein abgestimmten Musikeinblendungen unterstrichen die Dramatik der Ereignisse. Nach minutenlangem Beifall im Stehen waren die Zuschauer noch zu einem Premierengespräch ins Foyer des Bürgerhauses eingeladen. Dr. Jens Peters, Kulturmanager der Stadt Ibbenbüren, würdigte das fantastische Ensemble und dankte den Schauspielern für das beeindruckende Theatererlebnis. Wahrhaftigkeit sei eine Tugend, über die es sich in der heutigen Zeit nachzudenken lohnte."

IVZ, Brigitte Striehn, 26.11.2021

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Ibbenbüren - Hochdramatisch: "Ungeduld des Herzens" auf Tour

"Der britisch-österreichische Schriftsteller Stefan Zweig hat nur einen einzigen Roman zu Ende geschrieben: „Ungeduld des Herzens“. Darin setzt er sich mit der Frage auseinander, was wahres Mitleid ist und wie schwierig es ist, wirklich mit einem anderen Menschen zu leiden. Die Theatergastspiele Fürth schicken diese Geschichte jetzt als hochdramatische Schauspielproduktion in einer Fassung von Thomas Jonigk, inszeniert von Thomas Rohmer, auf Tournee.

Für die Bühnenbearbeitung von „Ungeduld des Herzens“ hat Thomas Jonigk den Zweig-Roman behutsam bearbeitet, konnte viele Dialoge übernehmen, hat die Story aber auch verdichtet, indem er Charaktere gestrichen und einen neu erfunden hat. Dabei verleugnet er niemals den Geist der Vorlage. Das Stück erzählt davon, wie im Jahr 1914, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der junge Leutnant Hofmiller auf das Schloss von Lajos von Kekesfalva eingeladen wird, dort auf dessen beinlahme Tochter Edith trifft, sie dummerweise zum Tanz auffordert, sich bei ihr entschuldigt und sie fortan täglich besucht, sich von ihr anhimmeln und beschimpfen lässt. Hofmiller entwickelt Mitleid für das Mädchen, verlobt sich mit Edith und verleugnet die Verlobung öffentlich, so dass es zur Katastrophe kommt.

Kreativkopf hinter diesem Schauspiel ist Thomas Rohmer, der nicht nur Leiter der Theatergastspiele Fürth ist, sondern auch in Personalunion für Regie, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnet. So wirkt alles wie aus einem Guss. Die Kostüme spiegeln einerseits das frühe 20. Jahrhundert wider, nehmen aber teilweise auch Anleihen an der Mode der Gegenwart. Das Bühnenbild besteht aus einem schwarz-weiß gekachelten Bühnenboden und einer zentralen Wand, die sehr stimmungsvolle Bild- und Videoprojektionen zeigt. Ergänzt wird alles durch einzelne Möbelstücke.

Nun ist die Gefahr groß, dass die bei Tourneeproduktionen sehr gern eingesetzten Projektionen billig und herkömmlich wirken. Nicht so jedoch bei „Ungeduld des Herzens“. Werden auf der zentralen Wand einerseits sehr hochwertige und authentische Fotos gezeigt, die das Publikum in das Schloss Kekesfalva mitnehmen, sind es andererseits vor allem die Videoeinspielungen, die der Story und insbesondere dem Hauptcharakter der Edith eine zusätzliche Tiefe verleihen. Wenn Edith im Vordergrund auf einem barocken Stuhl sitzt und vom Tanzen träumt, ist sie es, die „lahme Schöne“, die im Video auf der rückwärtigen Wand tanzt. Der Effekt ist so einfach wie genial und lebt vor allem von der hohen Qualität der Videoeinspielungen.

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Thomas Rohmer lässt seinen drei Schauspielerinnen und drei Schauspielern vor der Videowand glücklicherweise ausreichend Platz zur Rollengestaltung und -entfaltung. Allen voran ist es hierbei Anne-Catrin Märzke, die als Edith die größte Bürde zu tragen hat, was ihr ausgezeichnet gelingt. Großartig balanciert sie zwischen Ediths Gefühlen und Gefühlsausbrüchen, ist mal liebenswürdig und sympathisch, dann wieder störrisch und schrill. Weil Edith – abgesehen von wenigen Gehversuchen – nur auf einem Stuhl sitzt oder auf dem Boden liegt, ist die Herausforderung, diesen Charakter besonders durch Mimik zu formen, was Märzke außerordentlich authentisch und emotional vollzieht.

Benjamin Krüger ist als Hofmiller ein willenloser Getriebener zwischen soldatischem Drill und heftigen Gefühlen. Glaubwürdig spielt er die Zerrissenheit zwischen aufopferungsvollem Mitleid für Edith und ehrlicher Liebe für deren Cousine Ilona, der die fantastische Maria Kempken ein starkes Profil verleiht. In der Rolle der Frau Engelmayer führt Adela Florow exzellent als eine Art Conferencier durch die Geschichte, ist eigentlich Hausdame im Schloss, aber durchbricht immer wieder die vierte Wand, um sich direkt ans Publikum zu wenden. Christopher Neris gibt einen energischen Doktor Condor und Giovanni Arvaneh mimt als Lajos von Kekesfalva eine alternde, langsam verzweifelnde Persönlichkeit von Format.

„Gott sei Dank, ich brauch euch alle nicht. Ich werde schon selber fertig mit mir. Und wenn’s nicht weitergeht, dann weiß ich schon, wie ich loskomme von euch“, sagt die egozentrische Heldin Edith. Allein diese versteckte Drohung macht deutlich, welch ein dramatischer Stoff mit hochdramatischen Charakteren „Ungeduld des Herzens“ ist. So dramatisch wie der Roman, ist auch die Bühnenfassung unter der Regie von Thomas Rohmer ausgefallen. Fesselnd von Anfang bis zum Schuss und definitiv sehenswert!"

Kulturfeder.de, Dominik Lapp, 29.11.2021

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