
PRESSESTIMMEN
REAKTIONEN
Bühl - Nach 125 Jahren noch immer aktuell: Applaus für "Dorian Gray" im Bürgerhaus Neuer Markt
... Am Dienstagabend waren die "Theatergastspiele Fürth" im Bühler Bürgerhaus mit einer Theaterfassung es Romans zu Gast, und zwar in einer neuen Übersetzung und Bühnenadaption von John von Düffel. Sie ist gelungen! Sie erfasst das Wesentliche des komplexen Romans (erschienen 1891), in dem Oscar Wilde ein Sittengemälde seiner Zeit zeichnet. ...
Es ist schauspielerisch eine ganz gute Ensembleleistung, in der Steffen Wink den mit wenig adeliger Attitüde ausgestatteten, sondern eher burschikosen Lord Henry gibt und Steffen Schlösser den von seiner Kunst getriebenen Maler Basil. Sie verkörpern ihre Rollen mit viel Engagement, ebenso wie Manuela Denz als Lord Henrys Ehefrau und Esther Unzen als emotional labile Schauspielerin Sybil. Raphael Stompe überzeugt als ihr derber Bruder Jim. Allein Christian David Gebert wirkt ein wenig blass ... Das hält jedoch das Publikum nicht davon ab, am Ende frenetisch zu applaudieren. ..."
(Badisches Tagblatt, bat, 14.03.2019)
Kronach - Leben und Sterben in Schönheit. Die Theatergastspiele Fürth präsentierten Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray" im "Kreiskulturring" Kronach. Das furiose Schauspiel wird dem Stil Oscar Wildes gerecht.
"Das Schrecklichste auf der Welt ist die Langeweile", lautet eines der vielen Bonmots, die Oscar Wildes Literatur kennzeichnen. Die dramatisierte Fassung von John von Düffel wurde in der Regie von Oliver Karbus zu einem alles andere als langweiligen Vergnügen. Das Ensemble der Theatergastspiele konnte eine Schauspielfassung des Romans mit eleganter, pointierter Dialogführung und großem Spannungsbogen ausspielen, die den Original-Theaterstücken von Oscar Wildes sehr nahekam.
Neben seiner witzigen, virtuosen und oft zynischen Gesellschaftskritik, die seine bis heute lebendigen Komödien auszeichnet, gehört Wildes einziger Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" zu den bedeutendsten und einflussreichsten Werken der englischen Romantik. Das Diktat von Jugend und Schönheit bleibt existenziell. Der extravagante Dichter, der sein Leben zum Kunstwerk machte, greift dabei das große Thema des Abbildes auf, in dem sich die Seele des Menschen spiegelt. ... Der smarte Christian David Gebert verkörperte den kongenial schönen Dandy Dorian Gray in all seinen facettenreichen äußeren und inneren Wandlungen. Begleitet wurde sein Leben und Sterben in Schönheit von dem lockeren Beobachter und gesellschaftlichen Strippenzieher Henry Wotton alias Steffen Wink und dessen emanzipativer Lady Wotton, in deren Rolle Manuela Denz eine weiblich nachdenkliche Note in das Drama bringt. Steffen Schlösser spielte agil und belebend den Künstler und Freund Basil Hallward. Esther Unzen war als Sibyl Vane nicht nur eine liebenswerte und leidende Verlobte Dorians, sondern auch in der Rolle einer suchenden Schauspielerin eine liebenswerte Julia. Ihr Bruder Jim wurde von Raphael Stompe einfühlsam in das lasterhafte Abgleiten des Helden eingepasst.
Das Publikum war von der traditionellen Interpretation, die - anders als viele Verfilmungen - ganz dem Stilgefühl von Oscar Wilde gerecht wurde, angetan und von der Aufführung begeistert."
(Neue Presse Coburg, Dr. Peter Müller, 18.03.2019)
Kronach - Schönheit als Bürde.
"... Die Bühnenfassung von John von Düffel und die Regie von Oliver Karbus bringen den Roman auf den Punkt. Die Charaktere sind durchweg passend besetzt. Allen voran Steffen Wink als zynischer Lord Henry, der den noch unverdorbenen Dorian Gray nach seinen Vorstellungen formt: "Der Weg einer Versuchung zu entgehen ist der, ihr zu erliegen." Dorian Gray ist jung und außergewöhnlich schön, die Eitelkeit nimmt erst von ihm Besitz, als er seine Schönheit im Porträt erkennt, das sein Freund Basil von ihm gemalt hat. Und doch muss sie schon in ihm angelegt gewesen sein, wie sein erster herrischer und exaltierter Auftritt verrät. Christian David Gebert wirkt wie direkt dem Roman entsprungen: so schön und so kalt.
Warmherzig und sensibel dagegen ist sein Counterpart, der Maler Basil (Steffen Schlösser), der vergeblich versucht, den Freund von der schiefen Bahn abzubringen. Als Dorian die junge Schauspielerin Sibyl (Esther Unzen) fallen lässt, die ihn wahrhaftig liebt, sind dem Laster Tor und Tür geöffnet. Nicht einmal Sibyls Bruder Jim (Raphael Stompe) gelingt es, seine Schwester zu rächen, da sind größere Schicksalskräfte am Werk. Ausschweifungen in Opiumhöhlen und den Betten der Gesellschaft hinterlassen ihre Zeichen nur auf dem Porträt, dem Spiegel der Seele von Dorian. Der schwankt zwischen Abscheu vor sich selbst und der Faszination über die Freiheit, die ihm die Maske seiner Jugend verschafft. Rührungen seines Gewissens sind zwar heftig, aber nicht von Dauer. Und am Ende will er lieber seine verdorbene Seele lieber los werden, als sich wirklich zur Einkehr zu besinnen.
Glaubt man dem Buch, ist Schönheit eine schwere Bürde. Die Hässlichen und Dummen wären in dieser Welt am besten dran, so heißt es, sie könnten behaglich dasitzen und sorglos dem Spiel zusehen, zwar würden sie keine Siege erringen, dafür aber auch keine Niederlagen erleiden, vor allem aber würden sie kein Verderben über andere bringen.
Oscar Wilde legt seine berühmten Sottisen dem überzeugten Dandy Lord Henry in den Mund. Der ist der Meinung, Schönheit sei bedeutender als Tugend, gleichzeitig spricht er der wahren Schönheit jeden Geist ab. Er mokiert sich über die Gesellschaft, deren Regeln er sich trotzdem unterwirft. Immerhin nimmt sich seine Ehefrau (Manuela Denz) unverblümt ihre Stücke aus dem Kuchen. Bekommt am Ende jeder, was er verdient? Wohl kaum, das wäre dann doch ein bisschen zu viel des Guten."
(Fränkischer Tag, Nicole Julien-Mann, 18.03.2019)